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Trinkwasserbefund

Sowohl in der Trinkwasserverordnung als auch ergänzend  im Codexkapitel B1 sind die einzelnen Analysenparameter mit Parameter- oder Indikatorparameterwerten belegt.

Was bedeuten die einzelnen Werte?

Indikatorparameterwert (Richtwert)

Werte von Indikatorparametern stellen Konzentrationen an Inhaltsstoffen und Mikroorganismen dar, bei deren Überschreitungen die Ursache zu prüfen und festzustellen ist, ob bzw. welche Maßnahmen zur Aufrechterhaltung einer einwandfreien Wasserqualität erforderlich sind.

Parameterwert (Grenzwert)

Parameterwerte stellen Konzentrationen an Inhaltsstoffen und Mikroorganismen dar, bei deren Überschreitung das Wasser in der Regel nicht als Trinkwasser geeignet ist. Überschreitungen von Parameterwerten zeigen an, dass eine Beeinträchtigung der Wasserqualität vorliegt, die mit Nutzungseinschränkungen oder einer Genussuntauglichkeit des Wassers verbunden sind.

pH-Wert (Indikatorparameterwert: 6,5 – 9,5)

Der pH-Wert ist ein Maß für die Konzentration an freien Wasserstoffionen. Meist bewegt sich der pH-Wert bei Trinkwasser im neutralen bis schwach alkalischen Bereich (pH 7,0 bis 8,5). Sehr weiche Quellwässer aus kristallinen Gebieten (z. B. Mühl- und Waldviertel) weisen oftmals pH-Werte deutlich unter 7,0 auf, sodass eine Aufbereitung (Entsäuerung) des Trinkwassers aus Gründen des vorbeugenden Korrosionsschutzes erforderlich sein kann.

Der pH-Wert eines Wassers ist also eine wichtige Kenngröße, die unter anderem bei der Werkstoffwahl eine große Rolle spielt (Korrosion). So ist im Lebensmittelbuch Codex B1 Trinkwasser die Empfehlung angegeben, dass unter einem pH-Wert von 7,0 kein Kupfer im Trinkwasser-Leitungsbau verwendet werden soll. Bei einem pH-Wert < 7,5 soll kein verzinkter Stahl als Leitungsmaterial eingesetzt werden.

Elektrische Leitfähigkeit (Indikatorparameterwert: 2500 µS/cm)

Für das Trinkwasser ist die Leitfähigkeit ein Summenparameter für die Ionenkonzentration (Elektrolytgehalt). Die Leitfähigkeit im Trinkwasser ist durch die Konzentration der Hauptelektrolyte (wie Kalzium, Magnesium, Hydrogencarbonat, Natrium, Chlorid etc.) bestimmt. Je mehr dieser Salze im Wasser gelöst sind, desto höher ist die elektrische Leitfähigkeit.

Gesamthärte

Wasserhärte wird in "deutschen Härtegraden" (°dH) angegeben. Die (Gesamt-) Härte wird bestimmt durch die im Wasser gelösten Salze von Kalzium und Magnesium. 1 °dH entspricht einem rechnerischen Gehalt von 10 mg CaO (Kalziumoxid) pro Liter Wasser. Eine Härte von z. B. 12 °dH entspricht somit 120 mg CaO pro Liter Wasser.

Eine zu geringe Härte kann zu korrosiven Eigenschaften des Wassers führen (z. B. Korrosion metallischer Leitungsrohre). Sehr hartes Wasser kann wiederum Kalkablagerungen in Geräten bewirken.

Die Härtegrade reichen von I = weich bis III =  hart.

  • I     0 °dH - 10 °dH: weiches bis mäßig hartes Wasser
  • II    10 °dH - 16 °dH: ziemlich hartes Wasser
  • III   >16 °dH: hartes Wasser

Danach richtet sich die Dosierung von Waschmitteln und Kalkschutzmitteln (Enthärter). Anstelle einer höheren Waschmitteldosierung sollte bei Härtestufe II und III ein separates Kalkschutzmittel verwendet werden. Der Geschirrspüler ist der jeweiligen Härtestufe entsprechend einzustellen (siehe Bedienungsanleitung).

Carbonathärte

Die Carbonathärte ist jener Teil der Gesamthärte, der durch die Hydrogencarbonate von Calcium und Magnesium gebildet wird und der sich bei Erwärmung oder Ausgasung gelöster Kohlensäure als Kalk (Kesselsteinbildung in Boilern) abscheiden kann (siehe auch Gesamthärte, Kalzium und Magnesium).

Kalzium und Magnesium (Indikatorparameterwert: 400 mg/l Kalzium und 150 mg/l Magnesium)

Kalzium und Magnesium, die so genannten "Härtebildner", sind in allen natürlichen Wässern enthalten. Die beiden Elemente sind chemisch ähnlich (Erdalkalimetalle), wobei im Trinkwasser die Konzentration von Kalzium in der Regel deutlich höher ist als die des Magnesiums. Beide Elemente werden bei der Grundwasserbildung aus dem Boden gelöst, beispielsweise findet sich Kalzium in Gesteinen wie Kalk, Marmor, Kreide und Dolomit.

Im menschlichen Körper ist Kalzium vor allem in Knochen und Zähnen gespeichert und verleiht ihnen Stabilität und Festigkeit. Kalzium ist zudem für eine normale Muskel- und Nervenfunktion essentiell und auch an der Aktivierung einiger Enzyme und Hormone beteiligt. Auch Magnesium ist als Mineralstoff für die Nervenfunktion und Muskelbewegung lebensnotwendig.

Das Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht beschreibt den Zusammenhang von Kalklösung und Kalkabscheidung in Wasser gemäß folgender Formel:

CaCO3+CO2+H2O ↔ Ca2++2HCO3

Im Wasser löst sich der Kalziumcarbonat (Kalk) bei Vorhandensein von gelöstem Kohlendioxid unter Bildung von Kalzium-Ionen und Hydrogencarbonat. Im Gleichgewicht wird Kalziumcarbonat weder im Wasser aufgelöst noch abgeschieden. Liegt ein Überschuss an Kohlensäure im Wasser vor, so fehlt die Kalk-Rost-Schutzschicht des Leitungsrohres und es kommt zur Korrosion des Metalls (Verteilnetze aus Eisen und Kupfer). Liegt ein Überschuss an Hydrogencarbonat vor, so wird Kalk abgeschieden. Wo das Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht durch Ausgasen des Kohlendioxids gestört wird, kommt es auch zu Ablagerungen von Kalk (Duschkopf).

Natrium (Indikatorparameterwert: 200 mg/l)

In der Erdkruste ist Natrium das sechsthäufigste Element. Natrium kommt vor allem als Natriumchlorid (Speisesalz) im Meerwasser und in Salzlagerstätten und als Soda (Natriumkarbonat) vor. Große biologische Bedeutung besitzt Natrium als Mineralstoff bei der Regulation des menschlichen Wasserhaushaltes, des Erregungsverhalten von Muskeln (besonders des Herzmuskels) und der Nerven. Natrium findet sich in allen natürlichen Wässern. Ein hoher Natriumgehalt kann Hinweis auf Streusalzeinfluss sein und hat insofern eine umwelthygienische Bedeutung. Auch nach Wasseraufbereitungsanlagen (z. B. Ionentauscher zur Enthärtung des Wassers) kann  es zu Überschreitungen des Indikatorwerts von 200 mg/l kommen.

Kalium (Indikatorparameterwert: 50 mg/l)

Kalium findet sich meist bis zu 5 mg/l in allen natürlichen Wässern. Geogen bedingte Kaliumüberschreitungen sind bis zu 50 mg/l zulässig (lt. Codexkapitel B1 Trinkwasser). Ein erhöhter Kaliumgehalt ist in der Regel ein Hinweis für eine Verunreinigung durch Abwasser oder Düngung.

Nitrat (Parameterwert: 50 mg/l)

Nitrat ist ein Abbauprodukt von biologischen Materialien und kommt in Böden und Gewässern in geringen, natürlichen Konzentrationen vor. Höhere Nitratgehalte sind in der Regel ein Hinweis auf landwirtschaftliche Einflüsse (intensive oder unsachgemäße Düngung) sowie lokale Verunreinigungsquellen wie z. B. undichte Senkgruben und Kanäle.

Wasser mit Nitratkonzentrationen über dem Parameterwert von 50 mg/l ist nicht für die Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet. Durch chemische Umwandlung zu Nitrit  wird der Sauerstofftransport im Blut gehemmt, sodass insbesonders bei Säuglingen die Gefahr der Methämoglobinbildung (Blausucht) besteht. Ferner wird angenommen, dass bei einem hohen Nitratgehalt über körpereigene chemische Umwandlungsprozesse die Bildung von cancerogenen Nitrosaminen begünstigt wird.

Chlorid (Indikatorparameterwert: 200 mg/l)

Chlorid ist ein natürlicher Wasserinhaltsstoff und beeinflusst in niedrigen Konzentrationen den Geschmack des Wassers positiv. Erhöhte Werte können geogen bedingt sein (z. B. in der Umgebung von Salzlagerstätten) oder aber auf kommunale oder industrielle Abwassereinflüsse hinweisen. Auch bei Einträgen von Straßenabwässern (Salzstreuung) können erhöhte Chloridwerte auftreten, die sich negativ auf den Geschmack und die Korrosion von metallischen Wasserleitungen auswirken können.

Sulfat (Indikatorparameterwert: 250 mg/l)

Sulfate (SO4) kommen in der Natur häufig vor und stammen meist aus gipshaltigen Gesteinsschichten, Salzlagerstätten und Mooren. In unbeeinflussten Grundwässern treten Sulfatwerte im Bereich von wenigen Milligramm pro Liter bis zu 50 mg/l auf. Ein erhöhter Sulfatgehalt kann geologisch bedingt sein (Gipswässer), aber auch auf Verunreinigungen mit Jauche, Stallmist, Fäkalien oder Deponiesickerwässer zurückzuführen sein. Wässer mit hohem Gehalt an Magnesiumsulfat können abführende Wirkung haben, in technischer Hinsicht können hohe Sulfatgehalte Beton angreifen.

Pestizide (Parameterwert: 0,1 µg/l)

Pestizide sind Stoffe, die Pflanzen vor Schadorganismen schützen. Auf europäischer Ebene sind rund 350 Wirkstoffe genehmigt; die in Österreich zugelassenen Pflanzenschutzmittel und die darin enthaltenen Wirkstoffe finden Sie im amtlichen Pflanzenschutzmittelregister. Die Wirkung von Pestiziden für einen bestimmten Organismus einzustufen ist sehr komplex, da die Wirkungen der Stoffe in der Umwelt von ihrer Konzentration, Verweildauer und ihrer Eigenschaft mit bestimmten Stoffen zu reagieren oder von der Beschaffenheit des Bodens abhängt. Abhängig davon ist auch das sog. Leaching-Verhalten, das heißt, ob diese Stoffe von den oberen Bodenschichten gehalten werden oder mit dem versickernden Niederschlag ins Grundwasser gelangen können. Die Problematik mancher Pestizide besteht auch in deren Langlebigkeit (Persistenz). Der Parameterwert für Pestizide beträgt 0,1 µg/l laut Trinkwasserverordnung. Dieser Wert stellt einen strengen Vorsorgewert dar, um das Grund- und Trinkwasser möglichst frei von Pflanzenschutzmitteln zu halten. Der Parameterwert leitet sich indirekt von humantoxikologischen Bewertungen ab, es sind aber großzügige Sicherheitsspannen berücksichtigt, d. h. unmittelbare gesundheitliche Auswirkungen lassen sich von einer Überschreitung nicht ableiten.

Ausnahmegenehmigung

Beim Vorliegen von Parameterwertüberschreitungen für chemische Inhaltsstoffe (z. B. ein Pestizid) kann die zuständige Landesbehörde – sofern die ortsübliche Wasserversorgung nicht auf andere zumutbare Weise sichergestellt werden kann – auf Antrag des Betreibers eine befristete Ausnahmegenehmigung erteilen. Für diesen befristeten Zeitraum tritt anstelle des Parameterwertes gem. Trinkwasserverordnung ein per Bescheid festgelegter höchst zulässiger Wert, der den AbnehmerInnen kommuniziert werden muss und dessen Einhaltung laufend zu überwachen ist. Zudem wird der Betreiber der Wasserversorgungsanlage aufgefordert, ein Sanierungskonzept vorzulegen.